Das Vehicle Interaction Lab umfasst das Fahrsimulationslabor, welches mit einem Eye-Tracking-System, Multikamerabeobachtung und verschiedenen Wearables zur Messung physiologischer Daten ausgestattet ist. Auch gehört ein Wizard-of-Oz-Fahrzeug, welches die Datenerhebung sowie die Simulation verschiedener Automatisierungsstufen während Realfahrten erlaubt, zur Ausstattung des Labs.
Fahrsimulationslabor
Im unserem Fahrsimulator sitzt der Fahrer oder die Fahrerin in einem realen Fahrzeug. Der Fahrsimulator verfügt über eine 360-Grad Projektion mit 6 Tageslichtprojektoren. Die Aufprojektionen simulieren eine vollständige Rundumsicht um das Fahrzeug, sodass auch im Innen- und Außenrückspiegel die aktuelle Fahrsituation realitätsgetreu abgebildet wird. Aus Perspektive der fahrenden Person ergibt sich so ein immersives Fahrerlebnis in verschiedensten Verkehrssituationen und Umgebungen. Um den Realitätsgrad weiter zu erhöhen, werden alle akustischen Signale des Fahrzeuges und der Umgebung räumlich durch ein 5:1 Soundsystem wiedergegeben. Der Simulator verfügt zudem über ein Bewegungssystem, das Sitz- und Chassisvibrationen erzeugt sowie Bremsrucke simuliert.
Die Nutzung der Fahrsimulation ist mit unterschiedlichen Fahrzeugen und physischen Mock-Ups möglich, die in der Mitte der 360-Grad Projektion platziert werden können. Eine einfache Austauschbarkeit der Mock-Ups wird durch eine Schwenktür und eine Plug-and-Play Lösung der notwendigen Schnittstellen ermöglicht. Für die Untersuchungen an der Mensch-Maschine-Schnittstelle ist der Simulator mit einem modular erweiterbaren Dashboard und einem multitouchfähigen Monitor in der Mittelkonsole ausgestattet.
Zur Durchführung von Simulationsfahrten ist softwareseitig das Programm SILAB im Einsatz. Darüber können Fahrzeugdaten ausgelesen werden, die in Hinblick auf Reaktionen und Verhalten der fahrenden Person untersucht werden. Zur Beobachtung der Teilnehmenden bei Experimenten stehen mehrere Kameras und ein Eye-Tracking-System zur Verfügung. Zusätzlich werden Wearables zur Erhebung physiologischer Daten eingesetzt, wie z.B. EDA, EKG und Pulsrate. Geschulte Versuchsleiterinnen und Versuchsleiter erheben qualitative Daten mit Fragebögen und Interview-Verfahren.
Wizard-of-Oz Versuchsfahrzeug
Im Wizard-of-Oz-Fahrzeug findet ein in der Mensch-Computer-Interaktion häufig verwendeter Ansatz Anwendung, indem ein menschlicher „Wizard“ die intelligenten Funktionen des Systems simuliert und dadurch bei den Nutzenden der Eindruck entsteht, mit einem autonomen System zu interagieren.
Das Wizard-of-Oz-Fahrzeug ist mit einem Eye-Tracking-System und Innenraumkameras ausgestattet und kann je nach experimentellem Setup mit physiologischen Messverfahren (EKG, EDA, EEG) erweitert werden. Dies erlaubt eine kontinuierliche Datenerhebung zur Zustandserkennung der fahrenden Person unter realen Bedingungen während der Fahrt auf der Straße. Eine weitere Besonderheit stellt die Ausstattung mit drei Lenkrädern dar, welche eine Fahrzeugführung von vorne rechts (Sicherheitsfahrer/Sicherheitsfahrerin), vorne links (Nutzer/Nutzerin) oder hinten (Wizard) ermöglicht. Der Sicherheitsfahrer oder die Sicherheitsfahrerin dient hierbei als „Backup“ und muss bei Bedarf eingreifen und die Kontrolle über das Fahrzeug übernehmen, während die reine Fahraufgabe entweder beim Nutzer bzw. bei der Nutzerin oder dem Wizard liegen kann. Des Weiteren erlaubt dieser Aufbau eine flexible Übergabe der Fahrzeugkontrolle vom Nutzer bzw. der Nutzerin an den Wizard (oder umgekehrt) und ermöglicht somit die Simulation verschiedener Automatisierungsstufen und Übernahmeszenarien während des autonomen Fahrens.