EnDaSpace PLATON: Plattformökonomie am Anwendungskontext Wasserstoff

Herausforderung

Mit zunehmender Digitalisierung verändern sich gesamte Wertschöpfungssysteme und Industrien. Aus klassischen Wertschöpfungsketten und Kundenbeziehungen werden digitale Ökosysteme. Diese sind auch für die Energiebranche ein Zukunftsthema. Sie bilden eine wichtige Grundlage für die Vernetzung der Sektoren, sowie der Industrie und tragen damit zu nachhaltigeren Energiesystemen und den Zielen der Energiewende bei.

Im Projekt »EnDaSpace PLATON« des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO wurde ein plattformbasiertes Ökosystem im Anwendungskontext »Grüner Wasserstoff« in den Fokus der Forschung gerückt. Ziel war es, Grundlagen für den Einsatz digitaler Plattformen und darauf basierender Wertschöpfung zu schaffen– und dies in einem zukunftsrelevanten Anwendungssektor der »Erneuerbaren Energien«. Das Projekt war ein konzeptionelles Vorhaben zur Marktsondierung und bestand aus einem technologischen Teilprojekt (»EnDaSpace«) und einem sozioökonomischen Teilprojekt (»PLATON«).

Die Wissenschaftler*innen des Fraunhofer IAO leisteten ihren Forschungsbeitrag in »PLATON«. Sie bearbeiteten dabei Fragestellungen zur Akzeptanz von Wasserstoff als Energieträger und über die Offenheit gegenüber neuen Formen digitaler Wertschöpfung sowohl bei der allgemeinen Bevölkerung als auch bei Expert*innen aus dem Energiesektor. Zusätzlich wurde von den Expert*innen ein Use Case evaluiert, der beide Themen vereint: ein Wasserstoffquartier (siehe Abbildung 1), welches Wasserstoff selbst produziert, aber auch über ein Ökosystem an- und verkauft.

Methodik

Das Fraunhofer IAO hat im Rahmen des Projekts Interviews mit Expert:innen von Unternehmen aus den Bereichen: Energie, Gas- und Strom-Netzbetrieb und Immobilien durchgeführt. Außerdem wurden 419 Testpersonen aus der deutschen Bevölkerung befragt. Die Interviews und Umfragen gliederten sich in drei Bereiche auf:

  1. Aufgeschlossenheit der Befragten gegenüber Wasserstofftechnologien und deren Anwendungsmöglichkeiten
  2. Interesse und notwendige Voraussetzungen an einer digitalen Partizipation (z.B. Datenaustausch oder An-/Verkauf von Wasserstoff) mit Unternehmen und Endverbraucher:innen
  3. Relevanz eines Wasserstoffquartiers in der Zukunft (hier vor allem die Einschätzung der Expert:innen)

Im Anschluss wurden die Ergebnisse für die Geschäftsmodellentwicklung gemeinsam mit dem Team Service Business Innovation genutzt. Danach folgte die Einführung des Produktes am Markt.

Ergebnis

Die Ergebnisse zeigen: Es besteht ein sehr großes Interesse an der Wasserstofftechnologie innerhalb der Bevölkerung. Die Mehrheit der Stichprobe gibt an, dass sie definitiv oder wahrscheinlich bereit sind, in eine Wasserstoffanwendung zu investieren. Innovative Bürger:innen geben sogar eine Bereitschaft an, mehr zu bezahlen (Ø 24% mehr). Auch das Interesse an Sektorkopplung ist groß, z.B. durch Nutzung von Wasserstoff für Strom und Wärme oder zum Tanken zukünftiger Wasserstofffahrzeuge. 

Hinsichtlich digitaler Partizipation im Ökosystem ist die Allgemeinheit ebenfalls sehr interessiert, vor allem daran Prozesse im eigenen Haushalt dadurch optimieren zu können (z.B. Absicherung bei Stromausfällen, bessere Steuerung des Energiemanagements). Voraussetzung zur Teilnahme ist jedoch immer eine Geldersparnis, Datensouveränität und eine Ausrichtung der Kooperationspartner.

Einige Bürger:innen zeigten besonders hohes Interesse an neuen Technologien aus dem Energiebereich und wurden deshalb als Innovator:innen klassifiziert. Sie zeigten einige Unterschiede zu Nicht-Innovator:innen, die in Abbildung 1 zu sehen sind.

Die befragten Expert:innen verweisen auf hohen Kosten der Wasserstofftechnologie und die Schwierigkeit, die interessierte Bevölkerung tatsächlich zur aktiven Teilnahme in einer Plattformökonomie zu motivieren. Hier gilt es durch weitere Forschung mehr über die Investitionsbereitschaft der Bevölkerung zu erfahren und innovative Ansätze zu entwickeln, die eine aktive Teilnahme an einer Wasserstoffwirtschaft für weitere Teile der Bevölkerung ermöglichen. Hinsichtlich eines Wasserstoffquartiers sehen sie wenig Zukunftspotenzial. Zwar sei die Idee interessant, die Umsetzung aktuell jedoch mit zu hohem Investitionsaufwand verbunden.